Fachtagung: Chancen kommunaler Bewegungsförderung in Hessen - ressortübergreifend & intersektoral

Im Rahmen der Europäischen Woche des Sports fand am 25.09.2023 im Morgensternhaus in Fulda eine Fachtagung des Landesprogramms SPORTLAND HESSEN bewegt statt. Die Fachtagung beleuchtete unter anderem die ressortübergreifende und intersektorale kommunale Bewegungsförderung in Hessen. Hier finden Sie die vollständige Dokumentation.

Lesedauer:7 Minuten
Verschiedene Hände die jeweils ein Puzzelteil halten und damit einen Kreis bilden

Hintergrund

Bewegung und Sport für alle Menschen in Deutschland möglich und einfach erreichbar zu machen: Das hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt. In Hessen wurde schon 2017 das Ziel „Alle Hessen bewegen sich mehr“ formuliert und das zugehörige Landesprogramm für Bewegungsförderung SPORTLAND HESSEN bewegt entwickelt. Vielfältige Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen arbeiten in dem Landesprogramm zusammen. Allein fünf Landesministerien sowie der Landessportbund Hessen e. V. ziehen im Sinne der Bewegungsförderung ressortübergreifend an einem Strang. Durch den direkten Kontakt zu den Bürger*innen kommt aber auch den Kommunen als Dachsetting für viele weitere Lebenswelten eine zentrale und gestalterische Rolle zu. 

Zielsetzung

  • Welche Handlungsspielräume haben Kommunen, welche Fördermöglichkeiten gibt es und welche Akteure und Multiplikator*innen sind einzubeziehen? 
  • Welche Beispiele guter Praxis gibt es bereits, um Menschen entlang aller Lebensphasen und in den verschiedenen Lebenswelten einer Kommune ein bewegungsfreundliches Umfeld anzubieten? 
  • Wie kann die Zusammenarbeit verschiedener Akteure konkret aussehen bzw. intensiviert werden und welche Synergieeffekte entstehen hierbei?

Auf seiner Fachtagung ist das Landesprogramm SPORTLAND HESSEN bewegt gemeinsam mit allen relevanten Akteuren diesen Fragen auf den Grund gegangen. In Impulsvorträgen und in lebensphasenbezogenen Fachforen wurden konkrete Empfehlungen und Möglichkeiten der intersektoralen und ressortübergreifenden Zusammenarbeit vorgestellt bzw. erarbeitet. Meike Schröer führte als Moderatorin die Teilnehmenden durch die Veranstaltung.


Thematisch eröffnet wurde die Fachtagung mit einer Interviewrunde zum Thema “Chancen kommunaler Bewegungsförderung”:

  • Jens-Uwe Münker, Abteilungsleiter Sport, Hessisches Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS)
  • Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE)
  • Ralf-Rainer Klatt, Vizepräsident Sportentwicklung des Landessportbundes Hessen e.V. (lsb h)
  • Claudia Mörtzsch, Projektleiterin der EWoS, Deutscher Turner-Bund e.V. (DTB)

Gemeinsam mit den Gästen wurden zu Beginn wichtige Entwicklungen auf Bundesebene zum Thema genannt (u. a. der Bewegungsgipfel und der Runde Tisch Bewegung und Gesundheit) sowie der Appell zur intersektoralen Zusammenarbeit betont. In diesem Kontext zeigte Jens-Uwe Münker (HMdIS) auf, dass das Land Hessen mit dem Landesprogramm SPORTLAND HESSEN bewegt, der Zusammenarbeit von fünf Ministerien sowie dem Landesssportbund Hessen e. V. (lsb h) bundesweit eine Vorreiterposition einnimmt.

Auch dient das Landesprogramm als Paradebeispiels eines Health-in-All-Policies-Ansatzes, so Dr. Katharina Böhm (HAGE). Sie zählte die vielzähligen “co-benefits” (= zusätzliche Nutzen) von Bewegungsförderung für andere Sektoren auf, weshalb Bewegungsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden müsse.

Gemeinsam mit Ralf-Rainer Klatt (lsb h) wurde verdeutlicht, dass der organisierte Sport als strategisch wichtiger Partner bei der Gestaltung kommunaler Bewegungsförderung nicht wegzudenken ist. Hier gibt es inzwischen auf Bundesebene viel Rückenwind, unter anderem mit dem millionenschweren Förderprogramm “ReStart- Sport bewegt Deutschland”. Auch der Landessportbund Hessen e. V. mit seinen zahlreichen Sportvereinen unterstützt Kommunen dabei, die unterschiedlichen Settings bewegungsfreundlicher zu gestalten. 

Da die Fachtagung während der Europäischen Woche des Sports (EWoS) stattfand, erläuterte Claudia Mörtzsch (DTB) die Herkunft dieser Bewegungskampagne. Die Kampagne regt alle Europäer*innen jährlich dazu an, sich mehr zu bewegen. In Deutschland koordiniert die Kampagne der DTB. Als Projektleiterin der EWoS steht Claudia Mörtzsch als Ansprechperson allen Kommunen zur Verfügung, die im Rahmen der EWoS gemeinsam mit ihren Vereinen auf Sport- und Bewegungsangebote in ihrer Kommune aufmerksam machen möchten.


Im Anschluss wurden den Teilnehmenden spannende Impulse zum Thema kommunale Bewegungsförderung geboten: Entlang der Fragen “Wie?”, “Mit welchen Mitteln?”, “Und Wer?” gab es folgende drei Vorträge:

Impulsvortrag: Gemeinsam läuft mehr! Intersektorale Zusammenarbeit der kommunalen Bewegungsförderung in Stuttgart: Potenziale – Prozesse – Erfolge

  • Andi Mündörfer (Amt für Sport und Bewegung, Landeshauptstadt Stuttgart) präsentierte ein Beispiel guter Praxis aus Stuttgart. Hierbei ging es um die intersektorale Zusammenarbeit der kommunalen Bewegungsförderung in Stuttgart und im Speziellem um Potenziale, Prozesse und Erfolge. Besonders eindrucksvoll war hierbei die zur Verfügung gestellte Datengrundlage durch die Stuttgarter Behörden.

Impulsvortrag: Fördermöglichkeiten für kommunale Bewegungsförderung in Hessen – eine Übersicht 

  • Nach dem inspirierenden Praxisbeispiel aus Stuttgart ging der Blick zurück nach Hessen. Béatrice Frank und Lena Ondrasch von der Programmkoordinierung für das Landesprogramm SPORTLAND HESSEN bewegt (HAGE) beleuchteten die Fördermöglichkeiten für kommunale Bewegungsförderung. Hier stehen den Akteuren Mittel sowohl von der Bundes- als auch von Landesebene bis hin zu Mitteln aus der Privatwirtschaft oder Stiftungen zur Verfügung. Fazit: So vielfältig wie die Handlungsfelder für Bewegungsförderung auf kommunaler Ebene sind, so vielfältig sind auch die Fördermöglichkeiten, die es hierfür abzurufen gilt.

Impulsvortrag:  „Kommunale Bewegungsförderung in Hessen – wer bewegt wen und wo?“ und "Übersicht koordinierender Fachkräfte und Einblick in die Praxis am Beispiel Groß-Gerau"

  • Volker Rehm (Sportjugend Hessen) und die Bewegungskoordinatorin Patrizia Frank (Kreisvolkshochschule Groß-Gerau) widmeten sich der Frage, wer Bewegungsförderung auf kommunaler Ebene koordinieren soll bzw. welche Kümmerer hierfür zur Verfügung stehen. Nach einer Übersicht über die verschiedenen koordinierenden Fachkräfte für das Thema auf kommunaler Ebene folgte ein Praxisbeispiel der Bewegungskoordinatorin aus dem Landkreis Groß-Gerau. Es zeigte, welche Synergieeffekte bei der Zusammenarbeit der koordinierenden Fachkräfte vor Ort entstehen können.


In den lebensphasenbezogenen Fachforen am Nachmittag wurden Beispiele guter Praxis, Fördermöglichkeiten sowie bestehende Maßnahmen und Projekte, die sich Akteure in ihre Kommune holen können, im Detail vorgestellt.

Bewegt aufwachsen in der Kommune: Beispiele und Möglichkeiten der Förderung von Bewegung und Sport junger Menschen (Moderation: Tim Döring, Sportjugend Hessen)

  • Kooperationsfeld Kita und Sport(verein): Initiative Mehr Bewegung in den Kindergarten – Niklas Poellath, Sportjugend Hessen und Anne Hamm, Kitaleitung "Katholische Kindertagesstätte St. Elisabeth", Poppenhausen (LK Fulda)
  • Kooperationsfeld Grundschule und Sport(verein): Landesprogramm Schule und Verein – Christian Kaufmann, lsb h
  • Bewegungsförderung und Freizeitsport im öffentlichen Raum: Erlebnismobile und Step it up!-Jugendfestivals – Freddy Lang, Sportjugend Hessen

In Gruppenarbeiten wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden im Anschluss die Rahmenbedingungen für die Kooperationsarbeit von Sportvereinen und Schulen besprochen und auf Flipcharts festgehalten. Hierbei wurden verschiedene Ideen und Ansätze für eine erfolgreiche Kooperationsarbeit gesammelt. Unter anderem wurde über die Personalfrage (Übungsleiter (ÜL) -Qualifizierungen, Zielgruppen für Personalakquise), über die Sportinfrastruktur (als wesentliche Voraussetzung für Sportangebote) oder die Reduzierung von Bürokratie bei bestehenden Programmen gesprochen. Die Ergebnisse finden Sie am Ende der Gesamtpräsentation des 1. Fachforums.


In den lebensphasenbezogenen Fachforen am Nachmittag wurden Beispiele guter Praxis, Fördermöglichkeiten sowie bestehende Maßnahmen und Projekte, die sich Akteure in ihre Kommune holen können, im Detail vorgestellt.

Bewegt bleiben in der Kommune (Moderation: Béatrice Frank, HAGE)

  • Sport im Park – Marco Mattes, lsb h und Birgit Wiechmann, Stadt Korbach
  • Nahmobilität in Hessen – einfach machen! – Stefan Burger, Hessisches Verkehrsministerium / Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) und Jörg Peters, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
  • Bewegungsfreundliche Stadtteilgestaltung gemeinsam mit Städtebauförderprogrammen in Hessen– Mirjam Roth, LAG Soziale Brennpunkte e. V.


In den lebensphasenbezogenen Fachforen am Nachmittag wurden Beispiele guter Praxis, Fördermöglichkeiten sowie bestehende Maßnahmen und Projekte, die sich Akteure in ihre Kommune holen können, im Detail vorgestellt.

Bewegt älter werden in der Kommune (Moderation: Evi Lindner, lsb h)

  • Alltags-Fitness-Test in Frankfurter Begegnungsstätten für Senior*innen – Evi Lindner, lsb h
  • Treffpunkt Bewegung- in Ihrem Stadtteil/ Sport im Park – Kiara Dittmar, Sportamt Stadt Kassel und Marco Mattes, lsb h
  • Entwicklung einer bewegungsfreundlichen Kommune mithilfe des Impulsgebers Bewegungsförderung – Felix Weber, HAGE
  • Bewegt älter werden in Offenbach – Christine Langenbach Stadtgesundheitsamt Offenbach


Über die fachlichen Inhalte der Fachtagung hinaus und im Rahmen der Europäischen Woche des Sports (jährlich vom 23. bis 30.09.), boten die Veranstalter den Teilnehmenden ein interessantes Rahmenprogramm: Am Nachmittag stand ein breitgefächertes Bewegungsangebot zur Verfügung. Die Angebote wurden von der Sportjugend HessenÖffnet sich in einem neuen Fenster (Adventure CubeÖffnet sich in einem neuen Fenster), dem Sportkreis Fulda-Hünfeld e. V.Öffnet sich in einem neuen Fenster und dem DAFKS KONTAKT Fulda e.V. Öffnet sich in einem neuen Fensterorganisiert. Die Teilnehmenden konnten auf dem begrünten Außengelände mit kleinem See verschiedene Bewegungsangebote ausprobieren.


Zum Abschluss gab es für die Teilnehmenden der Fachtagung noch zwei Feedbackfragen:

  1. Gibt es Themenwünsche für die nächste Fachtagung?
  2. Mit welcher Inspiration gehen die Teilnehmenden aus der Fachtagung?

Die Ergebnisse finden Sie untenstehend als Download.


Weitere Informationen

Die Fachtagung fand im Rahmen der Europäischen Woche des SportsÖffnet sich in einem neuen Fenster statt und wurde vom Hessischen Ministerium des Innern und für SportÖffnet sich in einem neuen Fenster gefördert. Für die Konzeption, Organisation und Durchführung war die HAGE - Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.Öffnet sich in einem neuen Fenster zuständig.