Austauschtreffen der Bewegungskoordinierenden

Die Veranstaltung bot unter anderem Berichte aus den Modellregionen sowie eine Übersicht über koordinierende Fachkräfte bzw. Lotsenstellen mit Schnittmengen zum Thema Bewegungsförderung. Zudem gab es in Form eines World-Cafés viel Raum für Austausch zu zentralen Themen.

Mehrere Personen stehen und hocken in einer Gruppe vor Bäumen

Die Inhalte 

Bericht aus den Modellregionen: Aktuelle Runde

Wie bei jedem Austauschtreffen stellten die Bewegungskoordinierenden aktuelle Highlights, Herausforderungen und Planungen für weitere Projekte in ihren Modellregionen vor. Zu den präsentierten Themen gehörten laufende bzw. geplante Bewegungsprojekte sowie Netzwerkaufbau und Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Modellregionen. Auch ein kurzer Bericht zu aktuellen Themen des Landesprogramms SPORTLAND HESSEN bewegt war Teil der aktuellen Runde. Diese gab so nicht nur einen Überblick über die vielfältige Arbeit der Bewegungskoordinierenden, sondern regte auch zum Austausch an.

Übersicht koordinierender Stellen in Hessen

In Hessen gibt es eine Vielzahl koordinierender bzw. lotsender Stellen, die trotz ihrer teilweise unterschiedlichen fachlichen Anbindung gemeinsame Schnittmengen im Bereich der Bewegungsförderung aufweisen. Vor diesem Hintergrund präsentierte die Programmkoordinierung des Landesprogramms eine Übersicht über die verschiedenen koordinierenden Fachkräfte bzw. Lotsenstellen mit Schnittmengen zum Thema Bewegungsförderung. Zudem zeigte die Präsentation mögliche Synergien für eine Zusammenarbeit mit den Bewegungskoordinierenden auf.

Die Übersicht finden Sie untenstehend als Download. Sie wird fortlaufend aktualisiert und weiterentwickelt. 

Freier Austausch im World-Café

Am Nachmittag wurde es interaktiv: In Form eines World-Cafés arbeiteten die Bewegungskoordinierenden in Kleingruppen an drei verschiedenen Themen, die sie selbst einbringen konnten. Neben einem übergeordneten Thema gab es an jedem Thementisch bis zu drei Leitfragen, an denen in jeder der insgesamt drei Runden gearbeitet wurden.

Themen des World-Cafés

Anhand der Übersicht zu den verschiedenen koordinierenden Fachkräften bzw. Lotsenstellen mit Schnittmengen zum Thema Bewegungsförderung in Hessen wurden drei Fragen diskutiert:

1. Mit welchen Stellen wird bereits erfolgreich kooperiert / ergeben sich Synergieeffekte?

Bewegungskoordinierende stehen in der Regel mit vielen koordinierenden Fachkräften bzw. Lotsenstellen vor Ort in den Modellkommunen in Kontakt. So arbeiten zum Beispiel viele Bewegungskoordinierende eng mit dem Quartiersmanagement und den Stadtteilzentren, aber auch mit Streetworkern zusammen, u. a. im Rahmen von Stadtteilspaziergängen. Mit Gesundheitskoordinator*innen werden sowohl gemeinsam Projekte angegangen (z. B. Stadtteilspaziergänge, ATP-Bewegungspfade), doch stehen hier insbesondere der Austausch und die Netzwerkarbeit im Vordergrund. 
Auch die Zusammenarbeit mit den Sport-Coaches hat sich bislang als erfolgreich bewährt: Sie sind der verlängerte Arm in die Kommunen, stehen in engem Kontakt zu unterschiedlichen Zielgruppen, haben Zugang zu Fördermöglichkeiten und sind somit optimale Kooperationspartner bei der Umsetzung von Projekten. Auch mit den Projektpartnern von teamw()rk für Gesundheit und Arbeit an den verschiedenen hessischen Standorten wird gerne kooperiert, da sie vor Ort gut vernetzt sind, so z. B. mit Sportvereinen, Mehrgenerationenhäusern und Sport-Coaches.

2. Was sind die größten Hürden/Schwierigkeiten? Was hemmt die Kooperation?

Die größte Hürde für die Zusammenarbeit mit den vielen weiteren Stellen war der bisherige Mangel an Übersicht. Hierfür bietet diese Übersicht eine gute Voraussetzung für eine gezieltere Vernetzung vor Ort, ganz nach Themenschwerpunktsetzung. Auch die Schwerpunktsetzungen, die mit den einzelnen Stellen einhergehen, hemmen zum Teil die Kooperation. Schnittmengen mit dem Thema Bewegung sind nicht immer offensichtlich, doch Synergieeffekte können durch gezielte Gespräche und Vernetzung vor Ort gemeinsam erörtert werden. Schließlich wurden bürokratische Hürden als weiteres Argument genannt, die die Kooperation zwischen den Stellen hemmen kann.

3. Wo liegen Potenziale?

Mit Blick auf die gewinnbringende Übersicht der koordinierenden Stellen wünschen sich die Bewegungskoordinierende eine breitere Bewerbung der Übersicht bei allen aufgelisteten Stellen, damit eine bessere Vernetzung proaktiv von allen vor Ort angeregt werden kann. Auch wurde darauf hingewiesen, dass viele dieser Stellen keine Vollzeitstellen sind. Durch eine effizientere Vernetzung könnten ggf. zwei Stellen durch eine Person besetzt und somit zusätzliche Synergieeffekte generiert werden. Mit Blick auf die hohe Anzahl an koordinierenden Stellen und deren nachhaltiger Verankerung auf kommunaler Ebene wird ebenfalls angeregt, künftige Förderprogramme an bestehende Stellen anzuknüpfen anstatt neue Stellen zu generieren.

1. Welche Netzwerke und Kooperationspartner gibt es?

Hierbei ging es nicht lediglich um Kooperationspartner, die direkt an der Umsetzung oder Bespielung der Bewegungspfade beteiligt sind, sondern auch um Netzwerke, durch die das Angebot bspw. beworben werden kann. 
Zu aktiven Kooperationspartnern zählen aus Sicht der Bewegungskoordinierenden unter anderem Sportvereine (die die Bewegungspfade durch Sportangebote bespielen können). Zu den Netzwerken, die das Angebot an die Zielgruppe weitergeben können, gehören z. B. Seniorenresidenzen, aber auch Seniorencafés und weitere Seniorenbegegnungsstätten. Auch die Kirche kann zu einem wichtigen Netzwerkpartner werden, denn viele ältere Menschen gehen regelmäßig in den Gottesdienst oder sind in der Gemeinde aktiv. Darüber hinaus können auch ärztliche Praxen eingebunden werden (eine Idee wäre ggf. die Verknüpfung mit dem „Rezept für Bewegung“).

2. Wo sollten die Angebote im besten Fall stattfinden?

Die Bewegungskoordinierenden beschäftigten sich auch mit der Frage nach der bestmöglichen Platzierung für die ATP-Bewegungspfade. Hierbei einigte man sich darauf, dass eine gute Erreichbarkeit der Bewegungspfade gewährleistet sein sollte. Daher sollten Parkanlagen oder Grünflächen in der Nähe von Senioreneinrichtungen genutzt werden. Alternativ sollte zumindest eine Anbindung an den ÖPNV gewährleistet werden. Des Weiteren scheinen stark frequentierte Spazierwege eine gute Möglichkeit zu sein, damit die Bewegungspfade auch genutzt werden und die Menschen aus der Kommune darauf aufmerksam werden. Nicht zuletzt sollte es gerade für die ältere Generation genügend Sitzgelegenheiten entlang der Pfade und die Möglichkeit zur Nutzung von Sanitäranlagen geben.

3. Wie können wir verschiedene Zielgruppen richtig ansprechen?

Bei der Frage nach der Ansprache ging es vor allem um die Erreichbarkeit und die Bewerbung bei der Zielgruppe. Die Bewerbung der Bewegungspfade kann über mehrere Wege erfolgen: So können diese u. a. bei bereits bestehenden, angeleiteten Bewegungsangeboten beworben werden (AFT-Aktionsnachmittage). Darüber hinaus können auch lokale Mitteilungsblättchen/Stadtanzeiger auf das Angebot aufmerksam machen. Auch Social-Media-Plattformen (für ältere Menschen insbesondere Facebook) können die Zielgruppe auf Angebote in der Kommune aufmerksam machen, und schlussendlich spielt auch der „peer-to-peer-Ansatz“ eine wichtige Rolle bei der Bewerbung der AFT-Bewegungspfade. Außerdem kam die Idee auf, dass man die Zielgruppe durch Anreize motivieren kann, Angebote wahrzunehmen (z. B. durch Stempelkarten und Kooperationen mit lokalen Kaffees: für 10 Stempel bekommt man ein Stück Kuchen).

Außerhalb der drei Leitfragen wurde außerdem darüber gesprochen, dass der Ansatz der ATP-Bewegungspfade sich mittels Mehr-Ebenen-Ansatz auch für die Öffnung weiterer Zielgruppen anbieten würde (u. a. durch verschiedene Schwierigkeitsgrade der Stationen), um so eine generationenübergreifende Nutzung der Bewegungspfade zu ermöglichen. 

Im Rahmen der aktuellen Runde berichtete eine Bewegungskoordinatorin zur Messung der Besucherströme im Rahmen der Europameisterschaft in Deutschland, wovon sie sich u. a. Daten zum Bewegungsverhalten der Menschen erhofft, die sich in der Mess-Zone aufhalten. Im Nachgang traten einige Nachfragen zum Thema auf, daher wurde das Thema Erfassung, Nutzung und Relevanz von Daten  (u. a. zu argumentativen Überzeugung politischer Akteure) im Rahmen des World-Cafés vertieft:

1. Welche Daten haben wir bereits?

Aufgelistet wurden unter anderem Datenpools, auf die die Bewegungskoordinierenden (aber auch weitere Akteure) zugreifen können. Dabei ging es speziell um Tools, die Schlüsse auf das Bewegungs- bzw. Gesundheitsverhalten der Menschen (über alle Lebensphasen hinweg) zulassen. Genannt wurden hier z. B. Daten der Gesundheitsberichtserstattung, Nutzungsdaten von Sportstätten, Publikationen (Studien oder Presseberichte zum Thema), Evaluationsbögen, Teilnehmerquoten, die Schuleingangsuntersuchung, der Hessische Bewegungscheck im Bereich bewegtes Aufwachsen sowie Geo- oder Google-Daten (z. B. über Tracking-Prozesse, die Aufschluss über Besucherströme geben).

2. Welche Daten haben welchen Nutzen?

Welchen Zweck erfüllen die Daten erfüllen bzw. wie werden sie genutzt? in der Diskussion zu dieser Fragestellung wurden Daten unter anderem als Maßnahme zur Qualitätskontrolle ausgewiesen. Auch eine Vergleichbarkeit z. B. zwischen Orten oder verschiedenen Vereinen kann dadurch erreicht werden. Daten können außerdem die Relevanz von Bewegung und Bewegungsförderung aufzeigen und Argumente liefern bzw. eine Entscheidungsgrundlage darstellen, um gezielte Interventionen zu planen und bspw. Investitionen zu legitimieren. Dabei können insbesondere besorgniserregende Daten einen Weckruf erzeugen, der politische Entscheidungspersonen zum Handeln anregt.

3. Was sagen die Daten (nicht) aus?

Hierbei ging es vor allem um die Frage, welche Erkenntnisse die Daten liefern und welche Daten und Erkenntnisse einen relevanten Mehrwert für die Arbeit der Bewegungskoordinierenden darstellen. Dabei sprachen die Bewegungskoordinierenden darüber, dass Daten die Entwicklung von Prozessen, aber auch die Bedarfe aufzeigen (z. B. motorische Brennpunkte). Auch können Daten Auskunft darüber geben, wie sich das Nutzerverhalten von Menschen zu verschieden Bewegungsangeboten verhält (z. B. wie frequentiert ein Bewegungsort etwa im öffentlichen Raum ist).

Abschluss

Vor dem Abschluss gab es dann noch - ganz im Sinne der Bewegungsförderung - eine Bewegungspause, die durch die Bewegungskoordinatorin des Landkreises Groß-Gerau, Patrizia Frank, organisiert und zusammen mit dem Kollegen aus dem Vogelsbergkreis Dominic Günther durchgeführt wurde. Mit Nordic Walking Stöcken ausgerüstet, ging es eine kleine Runde durch eine angrenzende Fasanerie.

Verabschiedet wurden Sven Aschenbrücker (Region Fulda) und Carmen Klein (Landkreis Gießen), die sich nun neuen Aufgaben im Bereich Gesundheit/Bewegung widmen werden. Wir bedanken uns herzlich für ihre engagierte Arbeit!

sportliches Gruppenbild vom Austauschtreffen der hessischen Bewegungskoordinierenden

Organisation

Das zweite Austauschtreffen der hessischen Bewegungskoordinierenden in 2024 fand in den Räumlichkeiten der Kreisvolkshochschule (KVHS) Groß-Gerau auf dem Gelände des Schlosses Dornberg statt.

Das Treffen wurde durch die Programmkoordinierung für das Landesprogramm SPORTLAND HESSEN bewegt organisiert und durchgeführt. Die Programmkoordinierung ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) angesiedelt und wird vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) gefördert.

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