- Prof. Dr. Lorenz Narku Laing, Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung, Evangelische Hochschule Bochum
In seiner Keynote beleuchtete Prof. Dr. Narku Laing, ein ehemaliger Spieler, Vertreter und Trainer der American Football Landesauswahl Hessen, warum Vielfalt im Sport bisher scheitert und welche Schritte nötig sind, um Diskriminierungsfreiheit zu fördern.
Die Kernpunkte:
- Perspektivenwechsel: Vielfalt scheitert, weil wir eine falsche Perspektive einnehmen. Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert. Die Gesellschaft, nicht die Menschen, die wir integrieren wollen, ist das Problem. Wir müssen lernen, zu teilen und anzuerkennen, dass Vielfalt Konflikte mit sich bringt, die wir akzeptieren und angehen müssen.
- Diskriminierung im Sport: Wir haben auf gesellschaftlicher Ebene ein systematisches Diskriminierungsproblem. Frauen verdienen weniger als Männer und auch Menschen mit Migrationshintergrund sind auf dem Arbeitsmarkt oft benachteiligt. Diese Ungleichheiten sind tief verwurzelt und werden oft unbewusst von Generation zu Generation weitergegeben. Es gilt, Privilegien neu zu verteilen und Budgets umzuverteilen, damit diejenigen, die durch das sichtbare Ungleichgewicht benachteiligt wurden, dieselben Chancen bekommen – auch über den Sport hinaus.
- Antidiskriminierungskompetenz: Sportvereine müssen Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten einschließen. Dazu brauchen sie Strukturen, die Diskriminierung aktiv bekämpfen, z. B. Ansprechpersonen für Belästigung und Diskriminierung. Und es braucht mehr Antidiskriminierungskompetenz, um für verschiedene Bedürfnisse zu sensibilisieren (z. B. Fastenzeit, Behinderungen etc.) und verinnerlichte Diskriminierungskompetenz abzubauen. Antidiskriminierungsbeauftragte und ein Code of Conduct sind hierfür wichtige Instrumente.
- Gesellschaftliche Verantwortung: Vielfalt allein kommt von selbst, aber Diskriminierungsfreiheit nicht. Es braucht einen ehrlichen Dialog, um diese Themen und Probleme offen anzusprechen und praktische Lösungen zu finden, wie Mittel für Diskriminierungsfreiheit und gegen Rechtsextremismus sowie klare Zeichen der Offenheit für Vielfalt in den Vereinen. Vielfalt wird nicht gelingen, wenn wir nicht über die Probleme reden, die unsere Gesellschaft in sich trägt. Es geht um Solidarität und die echte Anerkennung der Probleme, die Menschen in ihrem alltäglichen Leben haben.
- Was wenn Integration nicht das Problem ist? Was wenn Diskriminierungsfreiheit das Problem ist? Integrationsprojekte müssen Menschen, die diskriminieren, und Menschen, die Armut verhindern können, in den Mittelpunkt stellen und nicht länger Menschen, die die Probleme nicht auslösen.
Fazit: Um echte Vielfalt zu fördern, müssen wir bereit sein, unseren eigenen Komfort zu hinterfragen, offen über Probleme zu sprechen und Strukturen zu schaffen, die Diskriminierung abbauen und Vielfalt ermöglichen. Nur wenn wir die unterschiedlichen Erfahrungen, Ereignisse und Situationen der Menschen akzeptieren, werden wir Vielfalt im Sport schaffen und fördern können.